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„Was passiert, wenn die DDR Wirtschaftshelfer nach Libyen schickt?“ – „Erst einmal eine Weile nichts, dann wird in der Sahara der Sand knapp.“

So lautete ein geflügeltes Wort in der DDR.

Einfacher kann man wohl nicht darstellen, dass Sozialismus Mangelwirtschaft bedeutet. Einige Volkswirte sind nun der Meinung, mit einer Staatsquote von über 50 % im Jahr 2020 ist Deutschland schon sozialistisch. Aber auch in den USA stieg die Staatsquote von 35 % auf 47%. Sicher sind bei den genannten Zahlen Einmaleffekte enthalten.
Mittlerweile könnte man den Eindruck haben, die oben erwähnten Wirtschaftshelfer haben in Deutschland Entwicklungshilfe geleistet. Produkte, welche vor kurzem noch in weit über ausreichendem Maße verfügbar waren, sind plötzlich nicht mehr zu haben. In unserer Branche betrifft das insbesondere die vier Produktgruppen Holz, Styropor, Stahl und Aluminium.

 

Holz, das neue Gold?

Der Preis für Holz ist schon in den letzten Jahren stark gestiegen. Derzeit erlebt die Welt einen Bauboom und somit einen Nachfrageanstieg nach Bauholz. In den USA wurde durch den strengeren Winter weniger Holz eingeschlagen und Sägewerke wurden wegen Corona geschlossen. Das fehlende Holz wird u.A. in Deutschland bezogen, weit über den hiesigen Marktpreisen. Ein Sägewerk wird aber sein Produkt, wenn nicht durch Kontrakte gebunden, an den Meistbietenden verkaufen.
Eine Anpassung der inländischen Preise für Nadelschnittholz an das Weltmarktniveau ist unausweichlich.
Das ist für Unternehmen und Bauherrenschaft auch verkraftbar. Hoffen wir, dass die höheren Preise auch den Waldbauern zu Gute kommen.

Was die Baubranche nicht verkraftet, ist die mangelnde Verfügbarkeit. Wenn Lieferzeiten von zehn Wochen genannt werden, so kann das so manchen Zeitplan durcheinanderwirbeln. Hinzu kommt, dass wir keinen festen Preis mehr zugesagt bekommen. Zwischen Angebotserstellung und Materialbestellung vergehen in der Regel 4-6 Wochen. In dieser Zeit sind die Preise aber weiter galoppiert — der Markt wird ruppig.

 

Auch die Dämmung leidet unter der aktuellen Marktsituation

EPS-Dämmstoffe werden am Dach als Dämmung genutzt. Eine besondere Anwendung ist die Gefälledämmung. Hier wird durch keilige Platten auf dem Flachdach ein Gefälle erzeugt. Eine solche Gefälledämmung muss für jede Anwendung konkret konfektioniert werden. Hier wirken sich Lieferengpässe besonders aus. Seit EPS knapp wurde, wird von Dachdeckern wo es möglich ist, auf Mineralwolle oder PU-Schaum ausgewichen. Inzwischen werden auch diese Produkte knapp.

Zur Herstellung von EPS-Dämmstoffen wird das Treibmittel Pentan benötigt. Dieses ist derzeit nur eingeschränkt verfügbar. In Europa befindet sich eine Anlage für die Herstellung von Pentan in Belgien, welche aus mir unbekannten Gründen still steht. Aus Übersee wird kaum Pentan geliefert, da in China und den USA zuerst die heimischen Märkte bedient werden.
Ersten, vorsichtigen Informationen zur Folge soll wohl in Belgien die Produktion von Pentan in Kürze wieder aufgenommen werden. In welchem Zeitraum sich die Marktlage beruhigt, ist noch nicht absehbar.

 

Kein Stahl – kein Dach!

Obwohl Stahl im Dachdeckerhandwerk kaum verarbeitet wird, tangiert uns die Knappheit in diesem Segment sehr. So werden viele Dacheinbauteile, wie z.B. Rinneneisen, Schneefang und Dachfenster aus Stahl gefertigt. Die Verfügbarkeit dieser Halbzeuge gibt langsam nach. Die Lager werden leer…
Im großflächigen Bau werden Tragschalen für Flachdächer aus Stahltrapezplatten verlegt. Diese Trapeztafeln sind derzeit quasi nicht verfügbar, weshalb bestimmte Dächer derzeit einfach nicht gebaut werden können. Positiver Effekt an diesem Sachverhalt: Der Bedarf an Dämmstoffen sinkt.
Weiterhin behindert die angespannte Situation den Rohbau. Wo keine Fundamente oder Ringanker gegossen werden, da wird (noch) kein Dach benötigt. Wie sich die Angebotsseite am Stahlmarkt weiter entwickelt, ist derzeit nicht abzusehen. Für Aluminium ist die Situation vergleichbar.

Wir werden sehen, wie sich die geschilderte Situation weiterentwickelt. Hoffen wir, dass die Baubranche als Zugpferd der Gesamtwirtschaft und wir als Unternehmen gestärkt aus dieser Krise hervorgehen.

Frohburg im Mai 2021

Hans-Jörg Köhler