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Die Gemeinde Sellin baut ein neues Hafengebäude. Während eines Urlaubs in diesem wunderschönen Ostseebad konnte ich beobachten, wie dieses Gebäude mit Reet eingedeckt wird. Ein hoher Vertreter des Bauherren erlaubte mir einen Rundgang auf der Baustelle.

Neben den fast überall verbreiteten Tondachziegeln sind das im Süden Holzschindeln, in den Mittelgebirgen vom Erzgebirge bis zum Thüringer Wald, über das Sauerland bis in die Eifel das Schieferdach. Diese Mittelgebirge werden auch als „der Schiefergürtel“ bezeichnet. Typisch für den Norden ist das Reetdach, Strohdächer waren aber auch in ganz Deutschland verbreitet. Während reiche Bürger und große Güter sich ein Ziegel- oder Schieferdach leisten konnten, wurden die meisten Gebäude in den Städten und Dörfern bis zu Beginn

Auf meine Frage, wie man bei einem Reetdach mit der fehlenden harten Bedachung umgeht, antwortete mir der Bürgermeister „mit doppelten Abstandsflächen, Blitzableiter, Feuerwerkverbot und Gottvertrauen“. Letzteres ist unter jedem Dach angebracht.

So tiefgliedrig wie unsere deutsche Heimat ist auch die deutsche Dachlandschaft. Dächer wurden in historischer Zeit mit vor Ort vorhandenen Materialien gedeckt.

des 19. Jahrhunderts mit Stroh oder Reet (landläufig Schilf) gedeckt. Strohdächer haben allerdings den Nachteil, dass sie Brände leicht übertragen – in den wachsenden Städten eine Katastrophe. Im Jahre 1847, als eine große Dürre unser Land heimsuchte, sollen nach der Legende viele Strohdächer abgedeckt und an das Vieh verfüttert worden sein. Diese Dächer wurden dann mit Ziegeln und Schiefer eingedeckt, wodurch der
und die Kunst des Reetdachdeckens — im Norden Deutschlands bis heute gehalten. Denn ein Reetdach weist bedeutende Vorteile gegenüber „normalen“ Dachschichtenaufbauten auf: So ist eine Dachdämmung oder der sommerlicher
Vorteil dieser Materialien auch in ländlichen Gebieten deutlich wurde. Ein Strohdach hat
in etwa 20 Jahre gehalten, die Haltbarkeit der im Norden mit Reet gedeckten Dächer beträgt dagegen etwa 50 – 100 Jahre. Sicherlich auch aus aus diesem Grund haben sich Reetdächer —
Wärmeschutz schon durch die Dachhaut gegeben. Die Anforderungen der EnEV erfüllt ein Reetdach locker, es gibt keinen komplizierten Schichtenaufbau. Auch Dachrinnen sind nicht erforderlich, da bei einem Reetdach das Niederschlagswasser in der Dachhaut zunächst gespeichert und dann langsam abgegeben wird, ein Großteil verdunstet wieder.

 

 

Links Reetdächer, rechts Dächer ähnlicher Bauart, jedoch mit Dachziegeln eingedeckt
Für mich persönlich war es ein besonderes Erlebnis, einmal ein Reetdach während des Entstehens ansehen zu können.

Sellin am 15.Juli 2018

Hans-Jörg Köhler