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Biberschwanzziegel haben in Deutschland über Jahrhunderte die Dachlandschaft geprägt. Diese Ziegel sind plattenförmig, haben keine Verfalzung und somit keine seitliche Überdeckung. Die Regensicherheit muss somit durch die Höhenüberdeckung gewährt werden. Biberschwänze werden daher in Doppeldeckung verlegt.

Früher gab es als „Sparvariante“ noch die Spließdeckung, bei der die offene Fuge mit einem Holzspahn gesichert wurde.

Biberschwänze gab es in vielen verschiedenen Formaten. Jede kleine Ziegelei hatte ihr induviduelles Format. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert entstanden größere Ziegeleien und es wurden einheitliche Maße erforderlich. Es entstanden die Biberschwanzziegel im norddeutschen Format 15,5/36,5 und im süddeutschen Format 18,5/38. Süddeutsche Biber wurden vorwiegend mit Rundschnitt, Norddeutsche Biber mir Segmentschnitt produziert.

Während der Teilung Deutschlands setzte sich im Westen der süddeutsche Biber nahezu flächendeckend durch. Da er etwas größer ist, ist er rationeller zu verlegen.

In der sogenannten DDR wuchs der Biber auf um einen Zentimeter auf 37,5 cm. Die traditionellen Lattmaße veränderten sich also.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands forderte der Denkmalschutz in Mitteldeutschland oftmals norddeutsche Biber, welche die Ziegeleien im Westen kaum noch produzierten. So entstanden der Berliner Bieber (15,5/38) mit Segmentschnitt und der Sächsiche Bieber (15,5/36) mit Segmentschnitt und drei aufgesetzten Riefen.

Heute gibt der Denkmalschutz in unserer Region vorwiegend die Verwendung dieser Sächsischen Biber vor, so auch bei einem kürzlich von unserem Unternehmen realisierten Projekt am Kirchplatz in Frohburg.

Hier wurden die Ziegel nach historischem Vorbild in Kronendeckung verlegt.

In Teilbereichen wurde der Dachstuhl repariert und verstärkt. Durch altersbedingte Setzungen sind im Dachstuhl „Dellen“ entstanden. Diese wurden vor dem Aufbringen der Unterspannung ausgeglichen, um ein ebenes Deckbild zu erreichen. Einige Balken des ehrwürdigen Dachstuhls wechselsten wir aus, die Verbleibenden mussten verstärkt werden, um den heutigen statischen Anforderungen zu genügen. Die Dachlattung wurde aus 4/6er Dachlatten hergestellt.
Entsprechend der Fachregeln des Deutschen Dachdeckerhandwerks wurde die Kronendeckung mit einer neu entwickelten Klammer verklammert. Die Anschlussbleche und die Dachentwässerung wurden denkmalgerecht in Zink ausgeführt. Die Eindeckung der schräg verlaufenden Ortgänge erfolgte mittels Mörteldeckung.

Es war schön für unser Unternehmen, insbesondere für Norman und Rico, eine handwerklich so anspruchsvolle Arbeit nur wenige Meter entfernt vom Firmensitz auszuführen.

Frohburg im Juli 2019

Hans-Jörg Köhler