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Auf dem ersten Blick könnte man annehmen, die steigenden Kosten für den Bezug von Energie gehen an uns, einer so arbeitsintensiven Branche wie dem Dachdeckerhandwerk, vorbei. Betrugen doch die Aufwendungen für Kraftstoff und Strom im Jahr 2020 unter 1 % unseres Umsatzes. Da macht sich wahrscheinlich eine Steigerung im Jahr 2022 auf ca. 1,5 % vom Umsatz nicht allzu stark bemerkbar, oder?
Der Schein trügt: In den Materialien, die wir verarbeiten, sind Energiekosten zu größeren Anteilen versteckt. Unsere Produkte werden mit LKW vom Großhandel auf die Baustelle geliefert. Die gestiegenen Kosten für die hier benötigten Treibstoffe finden sich in den Preisen für unsere Materialien wieder. Aber auch bei der Produktion vieler von uns verarbeiteter Halbzeuge schlagen die gestiegenen Energiekosten zu Buche.

 

Preisgünstige Materialherstellung war einmal

So kaufen Dachdeckerbetriebe mittlerweile ihre Vorprodukte um 40-50 % teurer ein als im Jahr 2020. Dachziegel sind offensichtlich zu den aktuellen Gaspreisen nicht mehr zu den ursprünglichen Preisen herzustellen. Viele Dachziegelhersteller verarbeiten noch ihr kostengünstiges, vor langer Zeit geordertes Gas und legen dann ihre Produktionsanlagen still. Dachziegel sind in unseren Breiten im Steildachbereich das am meisten verbreitete Bedachungsmaterial. Die Knappheit in diesem Bereich führt zu enormen Störungen im Baustellenablauf. Auch das Ausweichen auf die weniger energieintensiven Betonsteine ist nicht so einfach möglich. Die Kapazitäten für Betondachsteine haben sich auf die langfristige Nachfrage eingepegelt. Ähnliche Entwicklungen sind bei Aluminium und Zink absehbar.
Wie in allen anderen Wirtschaftsbereichen müssen auch wir diese steigenden Kosten, zu denen noch die erneut steigenden Sozialabgaben kommen, an unsere Kunden weitergeben. Irgendwann landen die Kosten in den Mieten.

 

Kurze Bindefrist und sinkende Bautätigkeit

War es 2019 durchaus üblich, einen Auftrag zum Preis eines 2017 oder 2018 erstellten Angebots, ggf. mit geringem Aufschlag auszuführen, werden derzeit Angebote zum großen Teil nur noch unter Vorbehalt oder mit sehr kurzer Bindefrist abgegeben. Daraus folgt, dass weder Investoren noch Bauherren absehen können, wie viel die Bauvorhaben letztlich kosten werden.
Die steigenden Preise und steigenden Zinsen, verbunden mit zunehmender Unsicherheit, schrecken Investoren ab. Folglich geht die Bautätigkeit zurück. Stärkerer Wettbewerb ist im Dachdeckerhandwerk zu erwarten. Dieser wird verstärkt durch erhöhten Kostendruck für Materialien und sicherlich auch für das Personal.

 

Es bleibt zu hoffen, dass die Politik Rahmenbedingungen setzt, die ein Absenken der Preise für Energie ermöglichen. Dass drei Atomkraftwerke bis zum 15. April weiterlaufen sollen, ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung, welchem weitere folgen müssen. Unsere Haltung ist, dass anvisierte Steigerungen der CO2 Abgaben ausgesetzt werden sollten.
Steuern wir unsere Unternehmen und unser Land erfolgreich durch die kommende Krise.

Frohburg im Oktober 2022
Hans-Jörg Köhler