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Vor wenigen Tagen, auf der Rückreise von einem Ostseeurlaub machten wir im Waldhotel Frohnau Rast. Zu diesem beschaulichen Stadtteil im Norden Berlins verbinden mich Erinnerungen, die bis in die Zeit der Wiedervereinigung zurückreichen.

1989, die Mauer war gerade gefallen, führten mich familiäre Bindungen hierher. In der Berliner Bank am Zeltinger Platz holte ich mir 100 DM „Begrüßungsgeld“. Damals ahnte ich noch nicht, dass wir 12 Jahre später unseren ersten „Millionenauftrag“ ebenfalls hier ausführen werden.

Im Frühjahr 1990 konnten wir dank dieser familiären Bindungen in Berlin Urlaub machen. Ich kann mich noch gut erinnern, wie meine damals dreijährige Tochter sich in einem Frohnauer Geschäft erkundigte, „..ob das hier Westgeld kostet…“, oder an das noch immer mulmige Gefühl, als ich die die Mauer durch eine Lücke durchschritt und mich von Westen her dem ehemaligen Todesstreifen näherte. Überhaupt nicht zu vergessen war der Schreck, als just in diesem Moment spielende Kinder eine Spielzeugpistole auf mich abfeuerten. 

Westberlin war bis 1990 in einer Insellage und mit hoher strategischer Bedeutung im Spiel der Weltmächte.  So war da immer eine unterschwellige Angst vor Blockaden vorhanden. Während der Spaltung in Ost und West achtete der Berliner Senat daher immer darauf, dass ein Mindestmaß an Eigenversorgungen möglich war. Aus diesem Grund bestand in Berlin-Frohnau im Bereich der Gutshofstraße und der Hofjägerallee eine Gärtnerei. Nachdem das Brandenburger Tor geöffnet und damit die Deutsche Frage geklärt war, bestand diese Notwendigkeit nicht mehr.

SatellitenscreenshotSo kam ich ca. 12 Jahre später wieder nach Berlin-Frohnau.

Wir hatten gerade für ein großes Berliner Ingenieurbüro an zwei kleineren Wohnparks die Dächer eingedeckt, als wir die Anfrage von der Groth-Gruppe für einen größeren Wohnpark bekamen. Als ich den Lageplan betrachtete, traute ich meinen Augen nicht: Das Projekt, der Wohnpark Buchengarten, entstand in der ehemaligen Frohnauer Gärtnerei. Wir erhielten den Zuschlag; nun war ich wieder öfter in Berlin-Frohnau – diesmal meist aus beruflichen Gründen.
In Sachsen war die Nachfrage nach Bedachungsbauleistungen in dieser Zeit schon rückläufig. Diesen Rückgang konnten wir mit unseren Arbeiten in Frohnau ausgleichen.

Die Abwicklung dieses Wohnparks war damals für unser Unternehmen, aber auch für mich persönlich eine Herausforderung. Vieles, was ich Jahre zuvor in der Ausbildung zum Betriebswirt theoretisch gelernt hatte, konnte ich hier nun erstmalig anwenden. So zum Beispiel der Umgang mit Netzplänen und Balkendiagrammen. Ich sammelte Erfahrungen in der Verhandlungspraxis und lernte, wie man seine wirtschaftlichen Interessen auch gegen andere Gewerke am Bau durchsetzt. Auch technisch gab es an diesem Projekt viel Neues für uns: Gehörte das Eindecken der Steildächer mit Finkenberger Pfannen der Firma Nelskamp damals zu unserem Standardprogramm, hatten wir mit der Abdichtung von Gründächern zu diesem Zeitpunkt noch wenig Erfahrung. Als ich mit einem bauphysikalischen Problem, der sommerlichen Umkehrdiffusion, konfrontiert wurde und man auf meine Meinung verhältnismäßig wenig; auf die (nahezu gleichlautende) eines Sachverständigen allerdings sehr viel Wert legte, war dies für mich eine deutliche Motivation, mich weiterzuentwickeln und zukünftig auch als Sachverständiger für das Dachdeckerhandwerk tätig zu sein.

Die Erfahrungen, die wir mit diesem Projekt in Frohnau gesammelt haben, waren und sind für unser Unternehmen bis heute prägend. Dass wir unseren ersten Auftrag in diesem Maßstab im selben Berliner Stadtteil ausführten, der auch Ziel unserer ersten Reise über die innerdeutsche Grenze während der beginnenden Wiedervereinigung war, knüpft natürlich ein ganz besonderes Band nach Frohnau.

Hans-Jörg Köhler