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In der heutigen Zeit gibt es fast unendlich viele Möglichkeiten, ein Dach zu decken. Das reicht von traditionellen Materialien wie Ton, Reet, Stroh oder Schiefer bis zu „modernen“ wie Metall, Beton oder Faserzement. In diesem Text soll es darum gehen, ein wenig Ordnung in die aus Ton gefertigten Dachziegel zu bringen, um Ihnen die Auswahl zu erleichtern, falls Sie sich für Tondachziegel entscheiden.

Formen der Dachziegel

Der Ordnung halber sei hier auch die wohl älteste Dachziegelform erwähnt, auch wenn sie für unser Wetter nördlich der Alpen nicht wirklich geeignet ist: Mönch und Nonne (obwohl den Leipziger Hauptbahnhof diese Dachzigelform schmückt) . Diese wie ein U oder V geformten Dachziegel werden jeweils gegengleich ineinandergeschoben, also einmal den Bogen nach unten, einmal nach oben. Solche Dacheindeckungen sind noch heute im Mittelmeerraum sehr verbreitet und auch prägend, aber bei uns wegen der vielen Niederschläge selten anwendbar. Wir erwähnen sie hier nur, weil sie quasi die Urform des Dachziegels sind, aus der sich dann auch die erste in unseren Breiten sinnvoll einsetzbare Dachpfanne entwickelt hat, der Biberschwanz.

Der Biberschwanz – der traditionelle Dachziegel für historische Gebäude

Wie der Name schon sagt, handelt es sich beim Biberschwanz um einen flachen Tonziegel, in seiner Form dem Schwanz des Dämme bauenden Nagetiers ähnlich. Unten endet der Biberschwanz meist halbrund oder als Segmentbogen. Auch spitz zulaufende und gerade Biberschwänze sind bekannt.
Biberschwänze liegen ohne seitliche Überdeckung nebeneinander auf dem Dach. Um eine regendichte Dacheindeckung zu erreichen, müssen sie deshalb, um je eine halbe Platte versetzt, übereinander gedeckt werden. Das wird durch eine Kronendeckung erreicht, bei der beide Lagen an einer Dachlatte auf gleicher Höhe eingehängt werden oder durch eine Doppeldeckung, bei der jede Ziegellage auf einer eigenen Dachlatte verlegt wird und die Platten sich jeweils zur Hälfte überdecken.
Der Biberschwanz ist ein historischer Dachziegel, der sich wahrscheinlich im 14. Jahrhundert im Nürnberger Raum entwickelt hat. Er eignet sich hervorragend für steile Dächer und prägt die Dachansichten in vielen historischen Altstädten. Wegen der fehlenden seitlichen Überdeckung wird bei einer Biberschwanzeindeckung relativ viel Material verbraucht. Der zeitliche Aufwand ist höher als bei Falzziegeln, auch weil Biberschwänze relativ klein sind. Mit Turmbiber und Türmchenbiber gibt es sogar noch kleinere Biberschwänze, wie der Name schon sagt vor allem zur Eindeckung von Türmen. Aus diesen Gründen werden nur mehr relativ wenige, moderne Gebäude mit Biberschwänzen gedeckt. In der historischen Bausubstanz ist er allerdings nicht wegzudenken. Die sehr glatten, einheitlich wirkenden Dachflächen gehören einfach zum Gesamtbild der historischen Altstädte vor allem im Süden und Osten Deutschlands.

Der Falzziegel – moderne Dachziegel mit Überdeckung

Namensgebend bei dieser Art von Dachziegeln ist der Falz, der von einem Ziegel zum nächsten ineinandergreift. Durch diese seitliche Überdeckung müssen die Ziegel nicht mehr doppellagig gelegt werden wie Biberschwänze. Das spart Material, Arbeitszeit und vor allem Gewicht, das die Dachkonstruktion tragen muss. Es gibt diverse Arten von Verfalzungen, einfache, doppelte oder sogar mehrfache Verfalzung, bei Flachdachziegeln auch eine umlaufende dreifache Verfalzung, wie etwa beim Karat 70, der für Dachneigungen bis zu 10 Grad verwendet werden kann.
Die Verfalzung sagt eigentlich nichts über die Form der Ziegel selbst aus. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts die Verfalzungen aufkamen, wurden Ziegel entwickelt, die traditionellen Ziegeln ähneln, aber über eine Verfalzung verfügen. So gibt es Falzziegel, die auf dem Dach einer Biberschwanzeindeckung ähneln, Mulden- oder Doppelmuldenziegel, Reformfalzziegel und auch Hohlfalzziegel, eine Weiterentwicklung der Hohlpfannen, deren Wölbung ähnlich Mönch und Nonne ineinandergreifen, sowie eine unendliche Anzahl von Mischformen aus diesen Dachziegelarten.

Farbe aufs Dach

Tondachziegel sind rot, so rot wie die natürlichen Grundmaterialien Ton und Lehm, bzw. das darin enthaltene Eisenoxid, welches die Dachziegel beim Brennvorgang rot werden lässt. Die unterschiedlichen, natürlichen Rottöne – manchmal kann der Farbton auch ins Gelbliche gehen – reichen heute natürlich nicht mehr aus. Um mehr Farbe aufs Dach zu bekommen, wurden verschiedene Verfahren entwickelt.

Glasierte Dachziegel

Die Glasur ist ein Verfahren, das aus der Töpferei seit Jahrhunderten bekannt ist, um Töpferwaren eine wasserdichte, aber auch farblich abweichende Oberfläche zu geben. Das kann auch bei Dachziegeln gemacht werden, indem sie nach dem Brennen mit Glasur behandelt und anschließend erneut gebrannt werden. Mit einer Glasur sind nahezu alle Farben möglich. Die fertige Glasur ist ein glasartiger Überzug, der aber durch den Brennvorgang so fest mit dem Ton verbunden ist, dass ein Abblättern oder Absplittern quasi ausgeschlossen ist. Glasierte Oberflächen sind glatter und meist glänzender als Naturton oder die im folgenden beschriebene Engobe.

Engobierte Dachziegel

Auch durch Engobierung kann ein großes Farbspektrum der Dachziegel erreicht werden, wenn auch nicht ein so grenzenloses wie beim Glasieren. Da es sich bei der zur Färbung aufgebrachten Engobe um Tonschlämme handelt, die mit verschiedenen Mineralien zur Farbgebung versetzt werden, sind es hier eher erdige Farbtöne, die erreicht werden: Braun, Grau, Schwarz, unterschiedliche Rottöne.
Die Engobe wird vor dem Brand aufgetragen und geht beim Brennen eine enge Verbindung mit dem Trägermaterial ein. Auch hier ist also Absplittern und Abblättern nicht zu befürchten. Durch den Brennvorgang zusammen mit dem Ton des Dachziegels entstehen eher matte bis mattglänzende Oberflächen.
Beide Verfahren, Engobierung und Glasur ergeben dauerhafte, absolut UV-beständige Farbschichten auf den Tondachziegeln. Sie werden ausschließlich aus gestalterischen Gründen genutzt. Ein Einfluss auf die Lebensdauer der Ziegel besteht nicht.
Es gibt auch eine Mischform aus beiden Verfahren, bei dem vor dem Brennvorgang eine Glasur aufgetragen wird. Auch mit dieser sogenannten Edelengobe lassen sich viele Farbeffekte erzielen, die in der Haltbarkeit aber nicht an die anderen beiden Verfahren heranreichen. Edelengobe und Einbrennerglasuren sind nicht so haltbar wie „normale“ Glasuren.